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Internationale Aspekte der Forschungsförderung

Internationalität ist ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Wissenschaft. Einige zentrale Dimensionen sind die EU-Forschungsförderung, internationale Forschungskooperationen und Gastwissenschaftler*innen sowie internationale Begutachtungen. Hierzu liefert der Förderatlas ausgewählte Zahlen.

Deutschland führend bei der Einwerbung von Mitteln aus dem EU-Rahmenprogramm Horizon Europe

Wissenschaftler*innen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Einwerbung von Drittmitteln für ihre Forschungsprojekte zur Verfügung. Nach den beiden großen Mittelgebern Bund und DFG, die 2022 jeweils für etwa 30 Prozent der Drittmitteleinnahmen deutscher Hochschulen verantwortlich zeichneten, kam rund ein Zehntel der Einnahmen aus dem Forschungsrahmenprogramm der EU.

Wie die Abbildung 5-1-a zeigt, steht Deutschland im europäischen Wettbewerb um Mittel aus Horizon Europe an der Spitze: Schon in den ersten beiden Jahren des Programms – 2021 und 2022 – warben Wissenschaftler*innen an deutschen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie aus Industrie und Wirtschaft mehr als 4,1 Milliarden Euro ein. Es folgen Frankreich mit 2,8 und Spanien mit 2,7 Milliarden Euro sowie die Niederlande, Italien und Belgien.

Eine deutliche Zäsur innerhalb dieses Spitzenfelds ergab sich mit dem im Jahr 2020 vollzogenen Brexit: Im Vorgängerprogramm Horizon 2020 nahm Großbritannien noch den zweiten Rang ein. In die Top-Ten aufgestiegen ist nun Griechenland, das im Vorgängerprogramm noch auf Rang 12 lag. Ähnlich wie im Falle Deutschlands verteilen sich die erfolgreichen EU-Drittmitteleinwerbungen in Griechenland in etwa gleichmäßig auf Wissenschaftler*innen an Hochschulen und an außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie auf Einrichtungen aus der Wirtschaft.

Die meisten der ERC-Geförderten forschen in Deutschland

Einen finanziellen Schwerpunkt von Horizon Europe bildet die Förderung durch den European Research Council (ERC). Zählt man hier je Land die Personen, die mit einem Starting, Advanced oder Consolidator Grant gefördert werden, führt Deutschland ebenfalls die Rangreihe an: 515 Wissenschaftler*innen bzw. 22 Prozent aller ERC-Geförderten forschen in Deutschland.

Die meisten internationalen Wissenschaftler*innen in DFG-geförderten Verbünden kommen aus den USA

Forschung lebt von Kooperationen – über Einrichtungs- und Fächergrenzen, aber auch über Ländergrenzen hinweg. Die DFG führt für eine Auswahl ihrer Koordinierten Programme ein regelmäßiges Monitoring durch. Dies ermöglicht es, sehr genau nachzuverfolgen, in welchem Umfang sich junge wie auch etablierte Wissenschaftler*innen aus anderen Ländern dafür entscheiden, im Rahmen dieser DFG-geförderten Verbünde in Deutschland zu forschen. So zeigte das jüngste Monitoring, dass fast 9.500 Wissenschaftler*innen, die vorher in insgesamt 134 Ländern gearbeitet hatten, nach Deutschland kamen, um in diesen Verbünden zu forschen.

Wie die Abbildung zeigt, ist es vor allem für Forscher*innen, die zuvor in den USA waren, attraktiv, sich an diesen DFG-Programmen zu beteiligen: 2022 trugen etwa 1.000 zuvor in den USA tätige Wissenschaftler*innen zum Forschungserfolg von DFG-geförderten Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs und Exzellenzclustern in Deutschland bei. Einiges Gewicht kommt aber auch Wissenschaftler*innen zu, die aus Großbritannien, Indien, China und Italien kamen – fünf Länder, die auch schon im DFG-Förderatlas 2021 die Spitze bildeten.

Wie die Farben der Balken zeigen, sind diese Forschungsbeteiligungen für Angehörige aller vier von der DFG unterschiedenen Wissenschaftsbereiche attraktiv.

Speziell für die Gruppe der sogenannten „Gastwissenschaftler*innen“ hat die DFG 2024 einen Infobrief veröffentlicht, dem auch Zahlen für 2023 zugrunde lagen. Dort gut ablesbar zeigen sich etwa im Falle Chinas sehr deutliche Effekte der dortigen „No-Covid-Strategie“: Der Anteil der aus China stammenden Gastwissenschaftler*innen verringerte sich in kurzer Zeit von 8,1 Prozent (2019) auf 5,1 Prozent (2020) und 3,3 Prozent (2021) und führte auch danach zu keinem Wiederanstieg (2022: 3,5 Prozent, 2023: 2,2 Prozent). Bereits 2021 eingebrochen ist auch der Anteil russischer Gastwissenschaftler*innen (von vorher über 8 Prozent auf Werte zwischen 2 und 3 Prozent).

Internationalität der DFG-Begutachtung geprägt durch Gutachter*innen aus den USA und Großbritannien

Besonders deutlich zeigt sich der internationale Charakter DFG-geförderter Forschung bei den Begutachtungen: Immerhin knapp 30 Prozent aller Gutachter*innen arbeiten an einer Forschungseinrichtung außerhalb Deutschlands.

Klar führend sind hier die beiden englischsprachigen Länder USA und Großbritannien, mit einigem Abstand gefolgt von der Schweiz und Österreich. Internationale Begutachtungen waren zuletzt 2003 Thema im Förderatlas (damals noch „Förder-Ranking“). Auf die beiden letztgenannten Länder entfielen damals zusammen 63 Prozent aller internationalen DFG-Begutachtungen – inzwischen hat sich deren Gewicht deutlich auf 18 Prozent reduziert. Die Internationalisierung des DFG-Begutachtungswesens hat sich also in weniger als 20 Jahren dynamisch verändert.

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